Erwin Ross
Pin-Up Maler
Schulweg 20
20459 Hamburg Tel.:
0172 / 4 06 60 18

Erwin Ross im Web

Ross´ Werke im Freien:

"Zur Ritze"
Reeperbahn 142

"Rote Katze"
Reeperbahn 150

"Blue Night"
Reeperbahn 158

"Safari"
Große Freiheit 24

Der Schöpfer der Männerphantasien

Wer kann schon behaupten, seit 40 Jahren von nackten Tatsachen umgeben zu sein? Von prallen, spärlich bekleideten Körpern makelloser Schönheit? Von Grazien in aufreizender Pose, mit geschürzten Lippen und laszivem Blick, die Haare fast ebenso lang wie die Beine? Solche Geschöpfe gehören zum Alltag des heute 75-jährigen Erwin Ross.

Das Spezialgebiet des Malers sind die Frauen von der Reeperbahn. Aber nicht die realen, die in den Bars und Clubs tanzen und strippen, sondern ihre Ebenbilder in Acryl, die lebensgroß auf Leinwänden, Sperrholzplatten und Häuserfassaden posieren. Ihre Botschaft ist klar: Die Weibsbilder mit den Rubens-Kurven sollen locken und anmachen, schaulustige St. Pauli-Besucher in die Etablissements ziehen.

Reeperbahn als Freiluftausstellung

"Es gibt fast keinen Laden, für den ich nicht gemalt habe", resümiert Erwin Ross fast 40 Jahre Malerei für die Reeperbahn. An den Frontseiten berühmter, heute nicht mehr existierender Clubs wie beispielsweise dem "Palais d´amour", dem "Tanga-Club" oder dem "Colibri" priesen die barbusigen Schönheiten ihre Reize an. Auch die berühmten gespreizten Schenkel der "Ritze" stammen vom "Rubens von der Reeperbahn", wie sich Ross gerne nennen lässt. Viele Läden sind inzwischen einem neuen Angebot gewichen, doch die sündige Meile ist immer noch die größte Freiluftausstellung seiner Werke.

Vom Autoschlosser zum Plakatmaler

Schon in jungen Jahren beginnt der gelernte Autoschlosser Ross zu malen. Den Anfang macht 1944 ein Job als Schilder- und Plakatmaler in Ägypten. Da ist Ross 18 und in englischer Kriegsgefangenschaft. Sein Talent spricht sich bei den Briten schnell herum, und die Offiziere bestellen bald Porträts ihrer Frauen. Bei Ross' Rückkehr 1948 in seine Heimat Brandenburg verschreibt sich der Autodidakt ganz und gar der Malerei.

Er fängt als Plakatmaler bei der Konsum-Genossenschaft Eberswalde an und setzt fortan politische Losungen, Arbeiterhelden sowie Marx, Engels und Lenin ins rechte Bild. "Den Stalin habe ich fast hundertmal malen müssen", erinnert sich Ross.

Zu anstößig für den Sozialismus

Nach dem Wirbel um eine zu spärlich bekleidete Dame auf einem politischen Plakat, kehrt der Maler dem Sozialismus den Rücken und geht zusammen mit seiner Frau nach Hamburg. 1955 schuftet er für eine Mark die Stunde als Hafenarbeiter, bis er in der "Hamburger Morgenpost" auf eine Anzeige der "Tabu"-Bar stößt. Was in der DDR zu anzüglich war, kommt dem "Tabu" in der Großen Freiheit gerade recht. Der Club suchte einen Maler und findet mit Ross zugleich einen Innenausstatter.

Das "Tabu" gilt in den späten Fünfzigern als angesagter Treffpunkt auf dem Kiez, was im wesentlichen ein Verdienst von Erwin Ross ist: Er macht den Club zum Paradebeispiel eines plüschig-exotischen Kiez-Etablissements. Damit hat Ross eine Visitenkarte und kann sich in der Folge kaum retten vor Aufträgen vom Kiez.

Geschäftig bis ins hohe Alter

Ein Großteil seines Lebens verbrachte Ross in wechselnden Ateliers auf St. Pauli. Er wäre gerne geblieben, "aber irgendwann wurden mir die steigenden Mietpreise zu viel." Seit zweieinhalb Jahren hat Ross ein kleines Atelier im Eimsbütteler Schulweg Nummer 20, ein Zimmer mit Küche im Souterrain. "Das reicht und kostet nicht viel", sagt Ross.

Auch wenn die Reeperbahn rein örtlich etwas aus seinem Blickfeld geraten ist und der kleine Mann mit der goldenen Brille inzwischen längst im Rentenalter ist: Ross will sich noch lange nicht in den Ruhestand begeben. "Nur zu Hause sitzen ist nicht mein Ding", stellt er fest. Daran haben weder Herzinfarkt noch Schlaganfälle etwas ändern können.

Sexy statt obszön

Noch heute bemalt der 75-Jährige Wände in Gaststätten und Diskotheken, erfüllt die Porträtwünsche junger Damen oder verziert eine Harley Davidson mit erotischen Motiven. Ross' Pin-Up-Girls prangten schon auf Briefmarken und Spielkarten und im Jahr 2000 auch auf den Etiketten der Kiez-Marke "Astra".

"Was eben so kommt", kommentiert Ross die Vielfalt seiner kreativen Arbeit, die von starken Kontrasten und leuchtenden Farben geprägt ist. Und von einem klaren Credo: "Keine Obszönitäten, es soll nur ein bisschen sexy sein."

Text und Bilder: Christina Kestel


Erwin Ross ist mit 75 noch immer im Atelier

Exakte Linien, scharfe Formen: Männerphantasien in Acryl


Ross zum Austrinken und Anlecken

Ross macht Frauen nur ein bisschen schöner

Der Gebrauchsmaler lässt keinen Auftrag aus